hntrlnd » Jens Lippert http://www.hntrlnd.de Lenin, Leute, Brot und Spiele Fri, 27 Jun 2014 19:11:05 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.8.1 Moskau http://www.hntrlnd.de/?p=1061 http://www.hntrlnd.de/?p=1061#comments Fri, 27 Jun 2014 09:32:35 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=1061 Moskaus Nächte leuchten

Moskaus Nächte leuchten

Vor 26 Jahren ging ich im Stadtteil Jugo-Sapadnaja zur Schule. Die DDR hatte eine Vorzeige-Botschaftsschule gebaut, mit Aula und Sporthalle, alle Kinder von in Moskau lebenden DDR-Bürgern gingen hier hin. Jeden Tag fuhr uns ein Bus aus dem Wohngebiet der Armee-Studenten in Birjulewo hier hin, die Fahrt führte damals eine dreiviertel Stunde durch die breiten Moskauer Straßen, welche leer waren, im Vergleich zum heutigen Verkehrsaufkommen. Ich steige also in die Metro der roten Linie und fahre sie bis zur Endstation im Südwesten. Die Stadt hat sich auch hier komplett verändert. Zwischen den Hochhäusern der Achtziger stehen inzwischen riesige, doppelt so hohe Klötzer.
Vor 25 Jahren standen hier kaum Häuser Wohngebiet der deutsche Botschaft neu verputzt Die Botschaftsschule neu verputzt Zäune und Wachhäuschen

Während man damals zum Hügel sehen konnte und bereits das Botschaftsgelände sah, steht heute ein weiterer Stadtteil dazwischen. Damals waren die fünf Wohnhäuser der Mitarbeiter von Botschaft und Handelsvertretung frei zugänglich. Heute ist das Botschaftsgelände mit einem Zaun abgesperrt. Da ich an einem Sonntag vorbeigehe, werde ich an den Wärterhäuschen abgewiesen, mein deutscher Pass bringt mich nicht weiter. Mir wird eine Telefonnummer gegeben, unter welcher ich einen Passageschein beantragen kann, aber nur Wochentags. Alle Häuser sind frisch und nach deutschem Stil verputzt. An dem ebenfalls durch den Putz kaum wiederzuerkennenden Schulgebäude prangt neben langweiligem Logo die Zeile „Deutsche Schule in Moskau“. Das vereinte Deutschland hat also das DDR-Gelände übernommen und sich mit Zäunen und Wärterhäuschen ein abgekapseltes Ghetto gebaut, welches einen Austausch mit dem Moskauer Stadtleben erst außerhalb des Zauns ermöglicht. Hier kann ich weder Fotos machen, noch mich mit Botschaftsmitarbeitern und Familien unterhalten.

Das Wohnheim in Birjulewo

Das Wohnheim in Birjulewo

Ich rufe also am Montag an. Mir wird mitgeteilt, dass die zuständige Mitarbeiterin in einer Konferenz ist, ich solle in einer halben Stunde nochmal anrufen. Nach dieser werden meine Anrufe mit einem Dauerklingeln beantwortet, niemand nimmt ab. Ich versuche über eine Stunde lang jemanden an den Hörer zu bekommen, ohne Erfolg. Über den Tag versuche ich es noch einige Male, keine Rückmeldung. Also bleiben nur ein paar Fotos von Zäunen. Ich hätte gern Jemanden zu den Entwicklungen in den letzten 26 Jahren befragt, aber dieser Moskau-Aufenthalt ist zu kurz dafür und die Kommunikationsbereitschaft eindeutig zu schlecht.
Da, wo die Geschichte von "Der Meister und Margharita" beginnt perfekter Hintergrund Pjotr I und krasnui oktjabr Springbrunnen und Holzterrasse und entspannen

Stattdessen lassen wir uns vom neuen Moskau beeindrucken. Wir machen mit Tatjana, die wir in Kirgistan kennengelernt haben, einen Abendspaziergang. Die Stadt stampft sich immer wieder und ständig neu aus dem Boden. Sie schraubt weitere Metrolinien drunter und sie wächst weiter in die Höhe. Der Eindruck, den die explosionsartige Entwicklung macht, ist überwältigend. Dabei sind die Moskwitschs unhöflich und aggressiv, wie sie es schon immer waren. Beim Ticketkauf in der Metro sollte man das Genuschel nicht missverstehen, bei Nachfrage wird man angeschrien. Es scheint unter Verkäuferinnen ein Wettbewerb zu bestehen, in welchem die gewinnt, die möglichst teilnahmslos und mit abwesendem, schon wieder aufs Smartphone starrendem Blick das Wechselgeld in den Verkaufsschlitz wirft. Beim scheinbar abgenötigten Satz nach dem Einkauf im Supermarkt „beehren Sie uns bald wieder“ scheint es auch darum zu gehen, einen möglichst ironisierenden Tonfall zu finden.

Weine aus der Ukraine, als Krimwein deklariert

Weine aus der Ukraine, als Krimwein deklariert

Die „Krasnui Oktjabr“-Schokoladenfabrik hat die Produktion im Stadtzentrum eingestellt. Die Fabrikhallen sind ein perfekt und mit viel Geld saniertes Kunst- und Kulturzentrum geworden. Nach den Luxuskarossen zu urteilen, geht es inzwischen weniger um Kunst, sondern um exquisite Lofts. Am wichtigsten ist das Geld. Das sollte man haben und zwar ausreichend, um in dieser Stadt blind einen Kafee zu kaufen. Der könnte nämlich Scheisse schmecken und fünf Euro kosten. All das ändert nichts an der so nicht erwarteten Freiheit und Ungezwungenheit des Moskauer Nachtlebens. Im Zentrum sind moderne und schöne Parks entstanden, die Leute tummeln sich hier, fahren Rad, Skateboard, Inlines, machen Selfies, starren auf Smarphones und Tablets, surfen auch ohne Telefonkarte im Netz, denn es gibt in fast allen Parks, genauso wie in der Metro freies W-Lan. Alles und Jeder ist technisiert.
Arbat aka. Touriabzocke Das neue Moskau Hilfe für den Donbass Lomonossow Stalinbau - eine der sieben Schwestern

An Holzterrassen, auf denen man rumliegen kann, sind unter den Stufen frei zugängliche Steckdosen angebaut. Davor ein Springbrunnen. Er lässt die Wassersäulen tanzen. Nachts kommen noch wechselnde Farben dazu. Moskau ist wohl nicht mehr nur die teuerste, sondern auch die reichste Stadt der Welt. Vielleicht hat sie gerade den Moment der Aufbruchsstimmung, in welchem das Kreative und Urbane noch kurz atmen darf, bevor es endgültig vom Reichtum eingenommen und zerschlagen wird. Vielleicht kann sie sich aber auch ihre kostenlosen Wohlfühlnischen erhalten. Die Infrastruktur scheint perfekt. Die Steuern sind geringer. Das Leben hier ist irre teuer und der Durchschnittslohn ist unter aller Sau. Die Armut versteckt sich in den Schlafstädten am Rand der Stadt. Aber auch diese sehen weitaus sauberer und wohnlicher aus, als ich sie in Erinnerung habe.

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=1061 0
Wolgograd http://www.hntrlnd.de/?p=1050 http://www.hntrlnd.de/?p=1050#comments Wed, 25 Jun 2014 04:06:26 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=1050 Flaniermeile, eindeutig in Russland

Flaniermeile, eindeutig in Russland

Der Zug fährt eine dreiviertel Stunde durch die Stadt, bis er am Bahnhof ankommt. Wolgograd zieht sich an der Wolga in die Länge. Unser Hostel ist einen Kilometer vom Bahnhof entfernt und liegt im absoluten Zentrum, in der fünften Etage eines Hochhauses an der „Straße der Helden“. Von hier aus ist der Prunk der sozialistischen Architektur und auch die Erinnerung an den großen Vaterländischen nur einige Schritte entfernt.

Das Stalingradmuseum

Das Stalingradmuseum

Die Frauen sind selten aufgetakelt, sie spazieren über die Straßen leger gekleidet, selten hochhackig. Es herrscht eine freundschaftliche Stimmung, Bekannte umarmen sich innig und lange. Überhaupt scheint es den Bürgern, genauso wie der Stadt gut zu gehen. Selbst Verkäuferinnen sind freundlich und leisten sich höfliche Floskeln. Ein Eindruck, den man in Russland sonst selten bekommt. Vielleicht ist das gute Wetter schuld, oder die überstandene Mückenplage. Tagelang wollte kein Wolgograder auf die Straße gehen, denn er stand sofort in einer schwarzen Wolke von Mücken, die sich in diesem Jahr besonders gut am Fluss entwickeln konnten. Jetzt sind Abends immer noch Mücken da, aber es lässt sich wieder schlendern.

Promenaden zwischen Mücken und Wolgablick

Promenaden zwischen Mücken und Wolgablick

Ausserdem bekommen wir ja wieder nur einen kurzen Eindruck. In drei Tagen kann man keine Stadt so kennenlernen, wie sie sich im Alltag darstellt. Ganz im Gegenteil, wenn wir uns endlich soweit zurechtfinden, dass wir uns auch ohne Stadtplan um einige Ecken trauen, dann reisen wir auch schon wieder ab.
Der Eingang zum Museum Panzer und Klettergerüst heroisch ... ... und stark bewaffnet

Lenin haben wir in Wolgograd gefunden. Erst einmal war er nur im Souvenirshop des Stalingradmuseums zu finden, hier geht es in chronologischer Raumaufteilung eher um die Zeit der Belagerung durch die Nazis, da war Lenin schon tot. Allerdings kann man aus dem Stadtzentrum raus fahren, zum Beispiel eine Dreiviertel Stunde mit der Elektritschka, in Richtung des Wolga-Don-Kanals.

Lenin monumental

Lenin monumental

Dort wurde zum Anlass der Fertigstellung des Kanals das größte Stalindenkmal der Welt errichtet. Es stand dort 12 Jahre. 2 Tage nach der Umbenennung von Stalingrad in Wolgograd wurde es abgerissen. Mitte der Siebziger Jahre wurde auf den immer noch vorhandenen Sockel eine ähnlich große Leninstatue gestellt. Die Wolgograder sagen: „Eigentlich wurde nur Stalins Kopf ab- und Lenins Kopf raufgeschraubt.“

Lenin geht

Lenin geht

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=1050 0
Kasachisches Bisnes und zweitausendfünfhundert Kilometer http://www.hntrlnd.de/?p=1032 http://www.hntrlnd.de/?p=1032#comments Wed, 18 Jun 2014 16:20:27 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=1032 Zweie vor Plastik

Zweie vor Plastik

Der eigentliche Fahrkartenschalter ist noch weit entfernt. Anstatt des „Taxi, Taxi, Taxi“ Gesangs vor der Bahnhofshalle, entsteht nun aus „Ticket, Ticket, Ticket“ die Hintergrundmusik. „Sag schon, wo wollt ihr hin?“ unterbricht jemand unseren Gang zur Schalterangestellten. „Astrachan“ antworte ich, ohne mich zu ihm zu wenden. Die Südstrecke durch Kasachstan geht über zweieinhalbtausend Kilometer. „Bei mir kostet das Ticket 20000.“ Ich drehe mich zu dem auskunftsfreudigen Verkäufer. „Aha,“ sage ich „aber wie funktioniert das, dass du mir den Fahrpreis günstiger anbieten kannst?“

Kartenverkauf hinter der Grauzone

Kartenverkauf hinter der Grauzone

„Wir sind Kasachen“ antwortet er und führt uns zu einem Terminal, an dem man sich die freien Plätze in den Zügen anzeigen lassen kann. „Wir kaufen keine regulären Tickets, das ist uns zu teuer.“ Er zeigt auf den Bildschirm „Siehst du, wie viele freie Plätze es gibt? Niemand kauft hier Tickets. Die kosten 5000 mehr.“ „Also, wie funktioniert dann euer System?“ frage ich. „Ich gebe dem Zugbegleiter vor Abfahrt eine Liste mit den Namen der Passagiere, die bei mir eingekauft haben.“ Er wird redselig „Außerdem bekommt der Zugbegleiter von mir seinen Anteil am Verkaufspreis. Das ist völlig sicher, alle Kasachen machen das so.“ Neben uns kauft gerade eine zumindest kasachisch sprechende Familie ihre Tickets am Schalter. „Ja,“ sage ich „ aber wir sind keine Kasachen, sondern anstrengende Deutsche. Wir brauchen ein offizielles Ticket in der Hand, damit wir uns sicher fühlen. Ein Ticket könntest du uns aber nicht geben, wenn wir bei dir kaufen, richtig?“ Er sieht aus, als würde er sich ärgern über seine Ausführungen, die unsere Skepsis nicht verhindern konnten. „Nein, aber ihr steht ja dann auf der Liste. Das ist todsicher und billiger.“ Ich verneine sein Angebot: „Danke, aber wir bezahlen lieber mehr und haben dann ein Ticket in der Hand.“ Er winkt ab: „Ja, dann geht doch zum Schalter und lasst mich in Ruhe.“ Er ist so schnell verschwunden, wie er anfangs auf uns einredete.

Hightech und Bahnsteig

Hightech und Bahnsteig

Auch der Kauf am offiziellen Schalter ist suspekt ab dem Moment, als Dirk mit Karte bezahlen will. Die Schalterangestellte steckt die Karte hinter dem Fenster in ein mobiles Lesegerät und fragt Dirk nach der Geheimnummer. Die geben wir ihr natürlich nicht. Sie muss also aus dem Schalterraum herauskommen, damit Dirk die Nummer selbst eintragen kann. Auch der Preis ist seltsam, genau 20000 pro Person. Unsere wichtigste Vorbedingung ist nun aber erfüllt: wir haben zwei ausgedruckte und offiziell aussehende Tickets in der Hand. Einen Tag später stehen wir auf dem Bahnsteig, der Hightech-Plastikwagon erwartet uns mit offenen Türen. Ich kaufe Zigaretten an einem Bahnsteigkiosk. Am Tisch sitzt die Verkäuferin mit einem Gast, dieser leert ein kleines Fläschchen Brandy. „Verkaufst du Zigaretten?“ frage ich. Sie geht zum Tresen und holt unter dem Ladentisch die zwei Sorten heraus, die sie anbietet. Scheinbar hat sie keine Erlaubnis, Zigaretten zu verkaufen. Das bringt mich auf eine Idee: „Dann hätte ich noch gern ein Fläschchen von dem, was er da trinkt“ Bereitwillig zieht sie auch eine baugleiche Flasche unter dem Tresen hervor und nennt mir den Preis. Stolz gehe ich zum Wagon zurück.

Bahnhof und Bisnes

Bahnhof und Bisnes

„Darf man im Zug rauchen?“ frage ich die beiden Zugbegleiter am Eingang des Wagons. „Nein, darf man im ganzen Zug nicht“ antworten sie simultan. „Es gibt keinen Raucherplatz im Zug auf der langen Strecke?“ Der eine zwinkert mir zu: „Ich zeige dir später die Möglichkeit.“ Also frage ich nochmal nach, nachdem er den Zug und seine Eigenheiten erklärt hat. Ein Zug chinesischer Bauart mit kurzen Wagons. Man kann komplett durchgehen, ohne Zwischentüren öffnen zu müssen. Die Vier-Betten-Kupees sind etwas kleiner als in den Wagons alter Bauart. „Für 4000 zeige ich dir, wie und wo du ohne Probleme rauchen kannst.“ Ich übersetze Dirk, 18 Euro sind uns zu heftig. Das wäre unser letztes Bargeld und das hätten wir gerne für die Marschrutka nach Russland. Später sage ich zu unserem Zugbegleiter: „Für 2000 hätten wir gerne deine Informationen, wir brauchen noch etwas Geld bis Russland.“

Plastik und Bisnes

Plastik und Bisnes

Er und ein „Qualitätsoffizier“, der uns später Fragebögen zur Zugfahrt geben will, zeigen mir das Klo. Hier gibt es einen ständig rotierenden Abzug und keinen Feuermelder. Wenn man weitere fünf Minuten nach der Zigarette drin bleibt, ist der Rauch abgezogen, so die Erklärung. Hätte man auch selber drauf kommen können. Wir sehen die 2000 eher als Bezahlung für das Protektorat. Falls es doch wegen Rauchgeruchs zu Komplikationen kommen sollte, werden wir von den Zugbegleitern nicht belangt.
Erleuchtet Kamel Moskauer Viele Kamele Salztümpel Angekommen in Atirau Jens vor Lieblingshintergrund Rastplatz

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=1032 0
Asem und Almaty http://www.hntrlnd.de/?p=1007 http://www.hntrlnd.de/?p=1007#comments Fri, 13 Jun 2014 08:35:37 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=1007 Asem und der lange Gang

Asem und der lange Gang

Das ist Asem. Sie begrüßt uns mit drei Worten Englisch im gerade eröffneten Nomads-Hostel in Almaty. Asem ist 19 Jahre alt und studiert Jura im zweiten Jahr. Jetzt in den Semesterferien arbeitet sie in der Rezeption des riesigen Hostels. Zweiundsiebzig Betten. „Das größte Hostel in Almaty.“ sagt sie stolz. An einem langen Gang reihen sich die Mehrbettzimmer, ganz hinten im Gang gibt es das Gemeinschaftszimmer mit Küche. Wenn Asem nicht durch den Gang rennt, sitzt sie vorne am Tresen und klickt im Internet herum. Da sie so klein ist, sehen wir sie nicht, sie hört uns aber und steht dann auf, um uns zu begrüßen, oder einfach nur zu sehen, wer da kommt. Mich hätte es nicht gewundert, wenn sie auf einmal aufgetaucht wäre und wie im Kasperletheater „Seid ihr alle da?“ gerufen hätte. Im Hostel wird immer noch gebaut. Es zieht ein Lackgeruch durch die Räume. Ein Arbeiter geht durch die Zimmer und lackiert die Badewannen. Eigentlich sollte man hier wohl noch niemanden ins Haus lassen, allerdings sind wir schon die zweiten Gäste. Asem merkt man schnell an, dass sie nur mit dem Übersetzer im Handy Englisch reden kann, wir einigen uns also auf russische Kommunikation, dabei hilft sie mir gerne unaufgefordert, die Sätze richtig zu formulieren. Sie ist auch überrascht, wenn sie mir ihre Frage in einfacheren Worten stellen soll, ich müsse wirklich Vokabeln lernen, sagt sie dann.
„Wie oft spazierst du eigentlich jeden Tag durch den Gang?“ frage ich sie „Ich spaziere doch nicht.“ antwortet sie entrüstet. „Natürlich spazierst du nicht.“ beschwichtige ich „Also wie oft gehst du?“ „Naja, so 30 Mal, vielleicht?“. Wenig später, als sie wieder an unserem Zimmer vorbeiläuft, ruft sie hinein: „Vielleicht sind es aber auch 40 Gänge.“ Dabei lächelt sie entwaffnend und ich lächle zurück. Den störenden Lackgeruch erwähne ich ihr gegenüber nicht.
Stadt der Äpfel Stadt und Smog Schewtschenko in Almaty Selionui Bazar im Plattenbau Parkplätze, Beässerungskanal, Familie Erinnerung an die Verteidigung Moskaus Zweites internationales Folklorefestival Telefonate vor Abylai Khan vor Hauptbahnhof

„Findest du Almaty nicht ganz schön laut?“ frage ich. „Na, wir sind hier im Zentrum, es gibt stillere Orte in der Stadt. Ihr müsst Euch die vielen Parks ansehen.“ Sie beginnt die Namen der schönsten aufzusagen. Natürlich merke ich mir keinen, aber ich nicke trotzdem. „Und eine Querstraße weiter, wenn einen ständig jemand anspricht, ob man ein Handy kaufen möchte, stört dich das nicht?“ „Ach, beim Basar. Nein, da gehe ich nicht allzu oft entlang und dann ignoriere ich die.“ Sie wird sich keinen negativen Satz über ihre Stadt entlocken lassen. „Aber einmal hab ich da nur an der Ecke gestanden, ganz kurz. Da kam einer auf mich zu und fragte mich ‘Kaufst du oder verkaufst du Handys?’“ Asem hat Humor und Energie. Sie nimmt ihren Ferienjob in ihrem Hostel in ihrer Stadt ernst. Nach dem autokratischen System, dem Fehlen von Opposition oder dem Verscherbeln der Ressourcenausbeutung an internationale Konzerne brauche ich sie nicht zu befragen. Sie mag es hier. „Warum sollte man woanders hin wollen, die Stadt ist wirklich schön.“ sagt sie ohne zu zögern. Ich glaube ihr.

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=1007 0
Dekadenz http://www.hntrlnd.de/?p=982 http://www.hntrlnd.de/?p=982#comments Wed, 11 Jun 2014 17:28:41 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=982 So viel Platz war noch nie

So viel Platz war noch nie

Den Busbahnhof in Bischkek kennen wir. Spätestens mit unseren großen Rucksäcken können wir nicht mehr den Taxi-Anbietern entfliehen, die einen innerhalb von Sekunden belagern. „Taxi, Taxi, Taxi“ ist der Kanon, in welchen auf allen Seiten eingestimmt wird. Ich möchte antworten: „Du suchst ein Taxi? Warum fragst Du mich? Hier stehen doch ganz offensichtlich genug herum.“ Wir versuchen vor dem Gesang zu fliehen um wenigstens noch eine Zigarette zu rauchen und vielleicht herauszubekommen, wo die Marschrutkas stehen, welche uns nach Almaty bringen. Auch in der hintersten Ecke des Busbahnhofs haben wir nur eine halbe Zigarettenlänge lang Ruhe.

Bischkek Busbahnhof

Bischkek Busbahnhof

Die folgenden Angebote sind geprägt von Hektik und Argumenten. Ich unterbreche die Drückerkolonne in ihrem Redefluss und sage: „Wir wollen einen Platz in einer Marschrutka nach Almaty. Wir würden auch etwas mehr bezahlen. Wichtig ist uns, das wir genügend Platz haben, also dass nicht mehr Leute im Bus sind, als Sitze. Außerdem möchten wir schnell über die Grenze nach Kasachstan kommen und nicht lange im Stau stehen.“
„Also viel Platz wollt ihr, Komfort, dann habe ich hier ein Taxi für Euch, 3000 SOM“ Also 40 Euro würde uns das Taxi kosten. „Aber an der Grenze müsst ihr warten“ sagt ein Anderer „Ich habe ein besseres Angebot. In den nächsten Stunden fahren keine Marschrutkas. …“ Die Busse fahren erst los, wenn sie voll besetzt sind und es dauert lange bis genug Passagiere nach Almaty gesammelt wurden. „… Ihr bekommt eine Marschrutka ganz für Euch alleine, die muss an der Grenze nicht anstehen, 5000 SOM“ Also 70 Euro für die 300 Kilometer.

Auf Wiedersehen Kirgistan

Auf Wiedersehen Kirgistan

„Das ist uns zu teuer.“ antworte ich. „Na los, 4500 SOM. Eine Marschrutka nur für Euch. Hat sogar Fernseher.“ Er schiebt uns Richtung Bus. So kurz wie möglich und so gut ich kann übersetze ich für Dirk, zu was für Konditionen wir den dekadentesten Grenzübertritt unserer Reise bekommen würden. Mit einigem Gedränge der Verkäufer und einsetzenden Bauchschmerzen entscheiden wir uns dafür. Der Bus ist mit den besten Sitzen ausgestattet, die wir jemals in einer Marschrutka gesehen haben. Wie immer in Kirgistan ist es kein GAZ, ein Lizenzbau des Ford Transit, sondern ein schätzungsweise 8 Jahre alter Mercedes Transporter, perfekt runderneuert und ausgebaut. Es gibt wirklich einen ausklappbaren großen Bildschirm, aber der interessiert uns nicht. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass Zweie diesen Zwanzigsitzer alleine besetzen, die Schlafmöglichkeit auf der hintersten Sitzbank ist trotzdem verlockend. Ich sage zu unserem Busanbieter, wir wollen zwar schnell los, aber falls doch noch weitere Fahrgäste auftauchen, sollen sie bitte mit in dem Bus fahren. „Nein.“ sagt er „Der ist nun Euer, ihr fahrt jetzt los.“

Alep und Alia

Alep und Alia

Kurz bevor wir den Busbahnhof verlassen haben, rennt er uns hinterher, winkt dabei zu mir und nicht zum Fahrer, er hätte da noch zwei Mitfahrer, ob wir sie mitnehmen würden. Ich sage „Ja, natürlich.“ und versuche mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Ein altes Ehepaar steigt dazu, er kassiert ihre 800 SOM. „Aber das dauert ja noch?“ fragt die Oma „der Bus ist ja noch leer“. „Nein,“ er lächelt die beiden an „die beiden Touristen haben sich einen ganzen Palast gemietet.“ „Achthundert kostet es die beiden?“ mische ich mich ins Gespräch ein „Also vierhundert für uns.“ grinse dabei aber zu offensiv über die eigene Kaltschnäuzigkeit. „Aber was denn, der Bus ist doch 7000 wert!“ antwortet er leicht angesäuert, gibt dem Fahrer dessen Anteil und sagt zu ihm „Hörst Du, wie er verhandelt? Du sammelst keine weiteren Mitfahrer ein, einfach durchfahren!“. Darauf wollte ich ja nicht hinaus, ich wollte den Palastpreis drücken, der eigentlich viel zu hoch ist. Einmal schlecht verhandelt bedeutet in unserem Falle teuer bezahlt. Dabei bleibts.

Dirk und das Lenindenkmal in Leninskoje

Dirk und das Lenindenkmal in Leninskoje

Kurz vor der Grenze bemerken wir das Ortseingangsschild „Leninskoje“. „Hast Du ein Foto gemacht?“ fragt Dirk. „Nicht rechtzeitig bemerkt“ erwidere ich, frage aber den Fahrer: „Wir sind doch jetzt im Ort Leninskoje. Gibt es da nicht vielleicht ein Lenindenkmal?“ „Keine Ahnung.“ antwortet er, ist aber sofort am telefonieren. Er fährt langsamer und findet die recht kleine, vergoldete Leninstatue. Sie steht in einem Park, dessen Pflanzenbestand einigermaßen gepflegt ist. Jedoch das Gebäude hinter dem Denkmal wurde garantiert seit 25 Jahren keiner Sanierungsmaßnahme ausgesetzt. Es darf langsam und kontinuierlich zerfallen. Der Bus hält und wir fotografieren uns gegenseitig, wie es solche seltsamen Touristen eben tun, die einen Leninfaible haben und sich einen ganzen Bus mieten. Das Rentnerehepaar guckt nur entgeistert, als ich mich zu ihnen drehe und „Entschuldigt bitte die Unterbrechung“ sage.

Ein Bus parkt in Leninskoje

Ein Bus parkt in Leninskoje

„Wissen Sie,“ sage ich später zu Alia, der Oma „ein mal im Leben sollte man eine ganze Marschrutka nur für sich alleine gemietet haben.“ „Das ist doch viel zu teuer!“ entgegnet Alep, der Opa leicht verärgert, lacht dann aber doch mit, als ich sage, so hätten wir das bestimmt nicht geplant gehabt.
Die Grenzkontrolle verläuft ausreichend schnell, wir spazieren mit Gepäck und Pässen und schneller Kontrolle durch die kirgisischen Grenzerhäuschen. Dann entdecke ich Alep, der sich suchend und verunsichert im Vorraum der kasachischen Grenze umsieht. „Meine Frau ist weg.“ sagt er „Gerade sind wir noch zusammen gegangen und jetzt finde ich sie nicht mehr.“ Ich sage ihm, dass ich sie auch nicht gesehen habe. „Aber sie hat doch auch meinen Pass.“ stellt er fest.

Zwischen den Grenzkontrollen kann man sich verlieren

Zwischen den Grenzkontrollen kann man sich verlieren

Ein kasachischer Polizist möchte ihn zur Kontrolle leiten. „Sein Pass ist bei seiner Frau.“ sage ich zum Polizisten. „Ja, bei der Kontrolle muss jeder seinen Pass bei sich haben.“ entgegnet er. Das Tonband in seinem Kopf wurde eingeschaltet, es gibt die aufgenommenen, unabänderlichen Worte wieder. „Sie müssen ihm doch helfen können?“ frage ich, während mich der Grenzer im Kontrollhäuschen darauf hinweist, dass ich bitte in die Kamera gucken soll. „Falls sie schon durch die Kontrolle ist und Sie sie sehen, geben Sie jemandem Bescheid“ ruft der Polizist als ich meinen Pass entgegennehme. Er kümmert sich um den Opa. Als wir nach einer Stunde alle vier wieder in der Marschrutka sitzen, sind die beiden Großeltern sehr nachdenklich. Ich frage Alia, was passiert sei. „Ach, ich bin eine Agentin.“ sagt sie, alle lachen, auch der Fahrer, auch Dirk, nachdem ich übersetzt habe. „Vielleicht wollten sie darauf warten, dass ich bei der Kontrolle gleich wegsterbe.“ ergänzt sie grinsend. „Naja, letztendlich hat es ja doch nicht so lange gedauert.“ erlaube ich mir zu sagen.

Viere können endlich die Grenze von Kasachstan aus sehen

Viere können endlich die Grenze von Kasachstan aus sehen

„Ach früher war das kein Problem hier an der Grenze, es gab keine.“ sagt sie leise und nachdenklich. Zu ihrem Mann sagt sie: „Warte mal ab, in einem Jahr spätestens geht das hier alles wieder leichter.“ Sie ist gebürtige Russin. In den Fünfzigern zog sie nach Kirgistan, ihr Bruder zog in einen Ort in Kasachstan. Bis heute besuchen sie sich oft gegenseitig. Sie ist Biologin, ihr Mann ist Sänger gewesen. Sie erinnert sich, erzählt vom Leben in der Sowjetunion. Wieder Episoden von alten Menschen, die mit der SU nicht nur den Sozialismus, sondern auch die eigene Jugend verbinden. Eine bessere Zeit. Diese Sichtweise ist mir oft auf der Reise begegnet. Dabei hat Alia Humor und kann über sich selbst lachen, sie ist stolz auf die Kinder, die in der Welt verstreut leben. Die Eurasische Union ist für sie ein Hoffnungsschimmer, bestimmt auch weil sie Russin ist, abgesehen davon merke ich ihr an, dass sie recht wütend über die unnötige Tortur an der Grenze ist, besonders der unnötige Stress für ihren schon recht senilen Mann ärgert sie.
Willkommen in Kasachstan Leuchtturmprojekt Landkreis Almaty Willkommen in Almaty

„Ich wünschte, es gäbe auf der ganzen Welt weniger Grenzen.“ sage ich und werde mir gleichzeitig der Realitätsfremde und Bedeutungslosigkeit des Gesagten bewusst. Ich schäme mich fast ein bisschen für den Satz. Als die Beiden in Almaty aussteigen, sagt Alia: „Entschuldigt bitte die Einschränkung Eures Komforts, die wir Euch bereitet haben.“ Dann lacht sie laut auf. Wir lachen mit. Alia und Alep reisen weiter zu ihrem Bruder. Sie hat die Kontrolle, die Pässe und die Wortführung. Er ergänzt manchmal, aber lässt sie meistens reden. Manchmal fragt Alep Alia, ob er eine Zigarette rauchen darf. Als wir vom Lenindenkmal zurück zum Bus kamen, nahm sie ihm die Zigarette nach ein paar Zügen weg. Ich sagte: “Wir können doch noch die Zigarette lang warten?“ „Nein“ antwortete Alia „wir fahren los.“ Alep schloss ohne zu Murren die Bustür hinter sich.

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=982 0
Bokonbayevo http://www.hntrlnd.de/?p=937 http://www.hntrlnd.de/?p=937#comments Thu, 05 Jun 2014 07:02:42 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=937 Bokonbajevo - Dorfleben zwischen Bergen und Strand

Bokonbajevo – Dorfleben zwischen Bergen und Strand

„Njet, Marschrutka ne nado. Stoit 120 SOM, muj jedjem Taxi, skoro jedjem, 150 SOM.“ Zweie und ein Malaysier stehen vor den Marschrutkas nach Bokonbayevo, während ein Taxifahrer Überzeugungsarbeit leistet. Die Marschrutka fährt erst später los, sein Taxi fährt aber gleich, fährt schneller und kostet kaum mehr pro Person, es spricht also nichts dagegen, wir willigen ein. Sein Taxi ist nicht der leere Nissan, den er per Fingerzeig bei seiner Argumentation gestikulierte. Wir gehen zur anderen Straßenseite, dort steht ein Mazda-SUV, zwei Rückbänke. Der Wagen scheint schon voll besetzt zu sein, aber der Gedanke, dass wir eine falschen Entscheidung getroffen haben könnten, dringt nicht schnell genug ins Bewusstsein vor, unsere Rucksäcke passen irgendwie in den viel zu kleinen Kofferraum hinter der letzten Rückbank und sind schnell verstaut.

Passt doch - Sieben Reisende auf fünf Sitzen

Passt doch – Sieben Reisende auf fünf Sitzen

Es wird Tetris gespielt. Ein Junge sitzt auf einem Brett, welches zwischen die beiden vorderen Sitze gelegt wird. Ein anderer Junge kommt auf den Schoß der Mutter, schon ist die hintere Rückbank frei für dreie, die sich aneinander quetschen, denn konzipiert wurde dieser Sitz nur für zwei Mitreisende. In dem Siebensitzer haben nun also zehn Leute samt Gepäck Platz gefunden. Die Fahrt geht völlig überladen los. Jeder einzelne Rückenwirbel gibt Auskunft über den miserablen Zustand der Straße und das nicht mehr vorhandene Spiel der Federung. Schlafen unmöglich, sitzen schmerzvoll. Zweihundert Kilometer lang beschäftigt uns nur ein Gedanke: Warum haben wir uns nicht rechtzeitig diesem Transport verweigert?

Von wegen Schlafen unmöglich

Von wegen Schlafen unmöglich

Bokonbajew empfängt uns mit Regen und langsam nachlassenden Rückenschmerzen. Unser schwuler chinesisch-malaysischer Freund fährt weiter Richtung Bischkek. Das Hostel ist nicht weit entfernt und empfängt uns auf den ersten Blick mit den freundlichen Worten: „So, ihr Zweie, erholt Euch erst mal“. Der erste Blick wird bei Eintritt bestätigt; Mutter, Vater, fünf Jahre alte Tochter, Garten, Hühner, Hofhund und vier Räume, aus denen wir frei wählen können.

Die Tochter des Hauses

Die Tochter des Hauses

Die Betten sind weich, die Küche ist groß, es gibt kein Internet, vielleicht das größte Qualitätsmerkmal im neuen Domizil. Ein britisches Pärchen sitzt bereits in der Küche und wird mit Tee und Marmeladenbrot bewirtet. Wir setzen uns dazu. Die beiden sind mit dem Fahrrad unterwegs. Ihre Reise ist für ein ganzes Jahr geplant. Keine Wohnung, den Job haben sie gekündigt, sie sind aus Malaysia bis hierher geradelt, das Ziel ist Wales. Sie will ein Reisebuch schreiben, er schreibt auch, weiß noch nicht genau, was es wird. Weil es stark regnete, hatten sie sich überlegt, hier im Hostel zu übernachten.

Ein Jahr lang Fahrräder und Zelt

Ein Jahr lang Fahrräder und Zelt

Meistens schlafen sie im Zelt, Hostels sind ein Luxus, den sie selten nutzen. Außerdem müssen sie schnell nach Bischkek kommen. Der Bruder heiratet nächste Woche, also fliegen sie von Bischkek nach Wales um bei der Hochzeit dabei zu sein, danach fliegen sie wieder zurück nach Bischkek. Wir lachen zusammen über diese Reiseunterbrechung, es gibt halt Dinge, die einen in den Alltag zurückzwingen, Hauptsache, man kommt schnell genug wieder weg. Bei Pelmeni und Kognak wird es ein langer Abend mit Gesprächen über Great Britain, Deutschland, Zentralasien und die Welt an sich.

Zwei Briten, Drahtesel, Gepäck

Zwei Briten, Drahtesel, Gepäck

Bokonbayevo ist ein gerade mal hundert Jahre alter Ort, der von der Tourismusindustrie noch nicht entdeckt wurde, jedoch dem Individualtourismus bereits jetzt alles bietet, was der Reisende benötigt. Die Bevölkerung der Kleinstadt kennt den Fremdenverkehr bereits als Einnahmequelle. Kinder grüßen und wollen die Hand schütteln, fragen frech nach Geld. Stark angetrunkene Opas grüßen auf ähnliche Weise. Der Rynok ist klein, es gibt fast nur Klamotten, typische türkische Imitatware. Daneben der Rynok mit dem Gartengemüse, sehr große, sehr scharfe Radieschen.

Es gibt sogar eine Kreuzung

Es gibt sogar eine Kreuzung

Der bisher vom Pauschaltourismus noch nicht entdeckte Vorteil dieser Stadt ist die Lage. Die Entfernung zwischen der über 4000 Meter hohen Bergkette und dem Yssykköl-See, samt perfektem Sandstrand, ist gering. Uns ist klar, wenn ein Investor mit ein paar Millionen einsteigt, bauen wir hier die perfekte Touristenanlage, geeignet für die Winter- und die Sommersaison und auch für die dazwischen.

Strand und Berge

Strand und Berge

Der Sandstrand kann mit Kiosken und Umkleiden aufgepeppelt werden, Eine Seilbahn müsste in den Hang gebaut werden, ein, zwei Pisten und jede Menge Tiefschneegebiet, vielleicht Heliskiing. Genug Land gibt es, um es mit Bettenburgen zu bebauen. Scheiss auf die Idylle des armen Städtchens, die verstecken wir hinter hohen Blechzäunen. Sotchi könnte einpacken.
Strom und Sand Gedenken an die Gefallenen des Afganistankrieges Der Motor muss abkühlen Halb Städtchen, halb Dorf, dahinter die Berge

Die Straßen der Stadt sind sauber, die Läden aufgeräumt, Ein Weltkriegsdenkmal, ein Panzer zur Erinnerung an den Afghanistan-Krieg, auf einem Sockel mit der Liste der dort gefallenen Einwohner. Lenin steht auch noch in zukunftweisender Pose, wir entdecken ihn zu spät, als wir bereits in der Marschrutka sitzen und abreisen. Ein paar Straßenecken weiter Manufakturen. In einer wird aus ökologisch korrekter Schafwolle kirgisische Folklore hergestellt, uns werden Manufaktum-Kataloge mit ihren extrem hohen Preisen für den deutschen Markt gezeigt, gerade werden Jurten vorproduziert, für den Export nach Deutschland.

Manufaktur mit internationalen Geschäftsbeziehungen

Manufaktur mit internationalen Geschäftsbeziehungen

In diesem Sommer wird hier ein Jurtendorf entstehen, in welchem die Touristen ganz urig kirgisisch Urlaub machen können. Es gibt deutsche Faltflyer im Blocksatzstil der Neunziger, Texte teilweise nicht lesbar vor der Hintergrundgrafik. Beschreibungen und Preislisten, sehr günstig. Der Flyer hinterlässt den Einruck von ersten stolpernden Gehversuchen, das ginge natürlich besser:

Kirgistan – ein von Pauschaltourismus noch nicht vergiftetes Land.

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=937 2
Akmal, Taschkent, Usbekistan http://www.hntrlnd.de/?p=907 http://www.hntrlnd.de/?p=907#comments Thu, 29 May 2014 12:56:04 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=907 Das Atlas-Hotel wurde vor zwei Monaten eröffnet

Das Atlas-Hotel wurde vor zwei Monaten eröffnet

Akmal ist Anwalt und hat das Atlas-Hotel mitten in Taschkent bauen lassen, in welchem wir fünf Tage übernachten. Es ist sein Design, das ist ihm wichtig zu erwähnen. Die großen etablierten Hotels sind viel teurer, man kann aber den gleichen Komfort bieten zu geringeren Preisen. Natürlich möchte er weiter über die Vorteile seines wirklich gelungenen Hotels erzählen, aber mich interessieren ja meist andere Fragen als jene, die verkaufsfördernde Antworten provozieren. So viel sei gesagt, das Hotel ist durchdacht, unser Zimmer ist fast unökonomisch groß, der Komplex hat zwei Stockwerke und bildet kreisförmig einen schattigen Hinterhof, den man bereits Ende Mai unbedingt in dieser Stadt braucht. Alte Türen und Fenster wurden saniert und erhalten. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht.

Akmal - erfolgreich und stolz auf sein Land

Akmal – erfolgreich und stolz auf sein Land

Ich frage ihn nach seiner Meinung zu Usbekistan und wir kommen ins Gerede. Im folgenden seine, wie ich denke, patriotische, aber teilweise reflektierte Meinung: Das Land hatte, gegenüber anderen Staaten in Zentralasien einige Vorteile. Es musste nach dem Zusammenbruch der UdSSR keine Schocktherapie durchmachen, wie zum Beispiel Kasachstan. Durch die recht willkürliche Grenzziehung und Bildung der Sowjetrepubliken wurde Usbekistan, im Gegensatz zu seinen Nachbarn, auch hinsichtlich der Ressourcen bevorteilt. Es gibt Wasser und blühende Landschaften östlich von Taschkent, die einen Anbau von Nahrungsmitteln ermöglichen und Usbekistan zum Selbstversorger zu machen. Die Anrainerstaaten haben nicht diese Grundlagen.

Amir Temur -  Weltenbezwinger und Nationalheld

Amir Temur – Weltenbezwinger und Nationalheld

Dies war vor dem 20. Jahrhundert nicht so relevant wie heute, denn erst die sozialistische Grenzziehung und der Zusammenbruch der UdSSR machten souveräne Staaten aus den Volksgruppen, die vorher recht lose Gesellschaftssysteme in Zentralasien bildeten. Usbekistan hat also schon aufgrund seiner Lage die Möglichkeit eine stabile, eigenständige Ökonomie zu entwickeln. Es gibt seit Jahrzehnten wirtschaftliche Kooperationen mit Südkorea, China kommt als wichtiger Partner nun dazu, interessiert am Gas und ausgestattet mit der Technologie, die es verarbeitet und zur Verfügung stellt. Anders als einige Länder in Afrika ist Usbekistan dabei ein gleichberechtigter Partner, denn es bietet die Ressourcen und kauft Technologie. Die Regierung achtet stark auf die wirtschaftliche Souveränität des Landes.

Schmiedearbeiten neben dem Bazar

Schmiedearbeiten neben dem Bazar

Anders als in Kasachstan wird hier die Ausbeutung der Ressourcen nicht an Investoren verkauft, sondern sie werden beteiligt. Ein Beispiel: Die Straßen Taschkents sind voller Daewoos, genauer gesagt „Uz-Daewoo“, ein Südkoreanisch-Usbekisches Joint Venture, dessen usbekische Fabriken sich „Uzawtosawod“ nennen. Seit 2008, mit dem Aufkauf von Daewoo durch General Motors nennt sich die Marke „GM Uzbekistan“. Anstatt des Daewoo-Logos klebt nun das der GM-Tochtermarke Chevrolet an der Motorhaube. Der Plan von Uzawtosawod ist es, die gesamte Teileproduktion in Usbekistan zu ermöglichen – ohne lange Transportwege könnten günstige Autos für ganz Zentralasien produziert werden.

Auf dem Chorsu Bazar gib es alles in rauhen Mengen und günstig

Auf dem Chorsu Bazar gib es alles in rauhen Mengen und günstig

Durch den Reichtum des Landes ist auch die Steuerpolitik extrem moderat. Der höchste Einkommenssteuersatz liegt unter 20 Prozent, eine Mehrwertsteuer im europäischen Sinne gibt es eigentlich nicht. Man findet in dem Land kaum Geldautomaten, Usbekistan ist dabei, seine Währung unabhängig vom weltweiten Geldsystem zu etablieren. Nachdem sich der Dollar als zweite und stabilere Währung im Handel (zum Beispiel beim Autokauf) durchgesetzt hatte, wurde er nun für den inländischen Handel verboten. Dollars oder Euro in der Tasche sind strafbar. Der usbekische SOM hat eine hohe Inflationsrate, für einen Euro gibt es heute 3200 SOM, im nächsten Monat wird es noch mehr sein. Man rennt also mit riesigen Bündeln von Geldscheinen durch die Straßen, der größte Schein hat einen Wert von 5000 SOM, nicht mal zwei Euro, und wird seit dem letzten Jahr gedruckt.

Feierabend auf dem Basar - das eingenommene Geld ist wenig wert und füllt Tüten

Feierabend auf dem Basar – das eingenommene Geld ist wenig wert und füllt Tüten

Akmals Meinung zur Inflation ist auch patriotisch und er hat eine recht lässige Position. Ja, es gibt eine hohe Inflationsrate und die Regierung versucht alles, um sie so gering wie möglich zu halten, allerdings stellt sich beim SOM ohne weltweite Verkettung das dar, was passiert, eine Entwertung des Geldes. Abgesehen von den vielen Geldscheinen und Nullen beeinflusst die Inflation aber nicht die usbekische Gesellschaft. Seiner Meinung nach hat die Bankenkrise Usbekistans Alltag nicht betroffen, weil er eben autark funktioniert. Eine Diskussion über den finanziellen Protektionismus, an welchem sich das autoritäre Regime gut darstellen lässt, brauche ich mit ihm wohl nicht anzufangen. Mir sitzt ein erfolgreicher Geschäftsmann gegenüber, der seine Sicht mitteilt und er hat wenig zu beklagen. Er erzählt von einem Studienfreund, der nach Europa gegangen ist und immer noch eine Wohnung mietet, also in Europa nicht das erfolgreiche Business aufgebaut hat, wie er selbst in der gleichen Zeit in Taschkent.

Transporter

Transporter

Der russisch-amerikanische Konflikt verursacht seiner Meinung nach einen negativen Einfluss auf die usbekische Gesellschaft. Beide Seiten seien an einem destabilisierten Zentralasien interessiert um es militärisch und strategisch für sich vereinnahmen zu können. Auch bei den kirgisischen Übergriffen auf usbekische Siedler an der Grenze hätten die Großmächte keinen friedenssichernden Einfluss gesucht. Es sei der rücksichtsvollen usbekischen Politik zu verdanken, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert ist. Obwohl die starke usbekische Armee ohne Probleme innerhalb weniger Tage Kirgistan einnehmen könnte, hat man sich zurückgehalten und Kompromisse geschlossen.

Müllverbrennungsanlage

Müllverbrennungsanlage

Spätestens an dieser Stelle ist es für mich ersichtlich, dass Akmal durchaus meinungsbildend argumentieren möchte und seine weiteren Ausführungen, die Usbekistan als den letzten vernünftig denkenden Rückhalt in einer dualistischen Welt darstellen, sind mir ein wenig zu verschwörungstheoretisch.
Meine Impressionen aus Taschkent bezeugen aber auf jeden Fall ein anderes Bild, als es die verängstigten europäischen Vorurteile vermitteln wollen. Die kulturellen Wurzeln und die Altstadt wurden in den sechziger Jahren des letzte Jahrhunderts durch ein Erdbeben zerstört. Der sowjetisch gelenkte Wiederaufbau prägt bis heute das Stadtbild, große Straßen, weite Plätze, siehe Kharkiv.

Sozialistische Großraumarchitektur - davor staunender Dirk

Sozialistische Großraumarchitektur – davor staunender Dirk

Hier lebt auch eine bereits im Stalinismus forcierte, weil hierher gelenkte multiethnische Gemeinschaft. Viele Koreaner sind im Koreakrieg hierher „geflüchtet worden“. Es gibt für alle Arbeit, viele Stunden, wenig Einkommen, aber doch ausreichend. Geschäftsideen werden schnell zugelassen, der große Schosun Bazar zeugt von dem Überangebot an Waren. Kaum Bettler, aber Devisentauschangebote an allen Ecken, in der Hand die Plastiktüte voller Geldscheine. Laut Gesetz strafbar, trotzdem Alltag. Auch wir tauschen hier unser Geld. Schüler fallen durch die einheitliche Schulkleidung auf: Hemd/Bluse weiß, Hose/kurzer Rock schwarz. Schulen und Krankenhäuser sind kostenlos. Als Hauptstadt eines moslemisches Landes fällt Taschkent nicht auf, auch der gern propagierte Polizeistaat ist im Stadtbild nicht ersichtlich. Polizisten finden wir an den Eingängen der Metrostationen, unsere Taschen werden durchsucht, die Kopien unsere Pässe werden begutachtet, es gab Anschläge.

Polizeikontrolle am Metroeingang

Polizeikontrolle am Metroeingang

Polizisten dürfen nicht fotografiert werden, ich frage einen, er sagt „nelsja“ und lässt mich dann doch ein Foto schießen. Abgesehen vom Schulzwang, der besonders Kinder ärmerer Bevölkerungsschichten aus dem familiären Geschäft in die Schulen holt, bekomme ich in den fünf Tagen den Eindruck von einer freien, stark säkularisierten Gesellschaft, ein weiterer Tigerstaat, der sich erfolgreich, wenn auch mit teilweise autoritären und fragwürdigen Methoden den weltwirtschaftlichen Profitinteressen verweigert. Eine stabile, sozial verantwortliche Gesellschaft, die auch ohne westliches, oder russisches Wertesystem funktioniert. Akmal sagt dazu nur: „Russland? Das schaut sich doch bei uns ab, wie man einen Sozialstaat aufbaut.“

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=907 0
Wozu Baku? http://www.hntrlnd.de/?p=874 http://www.hntrlnd.de/?p=874#comments Sat, 24 May 2014 15:59:21 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=874 Eindeutig noch keine Saison

Eindeutig noch keine Saison

Dieser Präsident, dessen Namen ich mir nicht merken will (obwohl es der gleiche Nachname sein wird wie der seines Vaters, welcher bereits die AsSSR regierte und dann, wie sein Sohn, demokratisch immer wieder gewählt wurde – wen interessiert der Apparat dahinter?) grinst und winkt aus allen Ecken. Zumindest seine Person weckt den Anschein einer ständigen Dauerfröhlichkeit, die Aserbaidschan beseelt. Das Umland, welches der auf unserer Reise erste klimatisierte Zug durchfährt, kann man wohl Steppe nennen. Abgesehen davon einige Raubvögel und eingemauerte Bauernhöfe. Die Dorfbar an einem der Bahnhöfe ist auch Nachts recht gut besucht, nur Männer.

Und ständig grüßt der Präsident

Und ständig grüßt der Präsident

Schon bei Zugeinfahrt stellen wir fest, Baku ist auf Hochglanz poliert. Später beim Besuch der Stadt: Die Hafenpromenade ist weitläufig. Nicht mehr das übliche Bild von Kiosken mit dem Warenangebot, welches sich alle 100 Meter wiederholt und an welches wir uns in Georgien gewöhnt hatten. Stattdessen vollklimatisierte Einkaufstempel mit KFC und Mc Donalds. Dazwischen die üblichen hochpreisigen Klamotten- und Parfümläden. Straßenunterführungen für Fußgänger mit Rolltreppen und Förderband (Siemens-Nixdorf).

Schöne neue Investorenwelt

Schöne neue Investorenwelt

In der Altstadt wurden sämtliche relevanten Stätten mit Museen ausgestattet, die keine historische Information auslassen. Auf transparenten OLED- Displays werden 3D-Grafiken angezeigt, die jedes historische Gebäude oder Utensil animieren, per Touch werden Detailinformationen angezeigt. Lichtdesigner haben sich damit beschäftigt, wie jede Ecke des frisch sanierten Palastes und des Maiden-Towers interessanter erscheinen, als es der originale Stein hergeben würde. Interaktiver Info-Lifestyle für zwei Euro Eintritt. Kurz vor unserer Abreise sah ich eine Reportage über Aserbaidschan auf NTV – „Das Land des Feuers“. Viel Gutes wurde eine Stunde lang berichtet, europafreundlich, ein säkularisiertes, muslimisches Land. Die Feuer des ständig ausströmenden Gases wurden gezeigt, ein wenig Folklore gut inszeniert. Kein „Aber“, nicht Negatives, Investoren müssen in dieses Land kommen. Mich beschäftigte die Frage, ob Staaten sich Reportagen auf NTV finanzieren können. Der Gedanke liegt heute nicht ferner, denn in den vier Tagen Aserbaidschan habe ich auf keiner der vielen Werbetafeln etwas Anderes entdeckt, als das mich angrinsende Konterfei des Präsidenten, oder einen Hinweis auf die tolle Stadt, in welcher doch jeder Investor glücklich werden könne. Vielleicht sollte sich Aserbaidschan mal zwischendurch Coca-Cola Werbung einkaufen, damit es nicht so auffällt. Ich bin in einem Staat mit einem enormen Werbeetat. Unser Gastgeber lächelt darüber: „Seht ihr, wie der Präsident aussieht? Als würde er sagen: ‘Ich zeigs euch allen’“.

Vorstadtteiler

Vorstadtteiler

Die Infrastruktur hat sich stark verändert, Straßen wurden zu großen Autobahnen ausgebaut, die auch die Vorstädte durchziehen und zerteilen. Unser Gastgeber war Lehrer, arbeitet jetzt für eine NGO und verdient das dreifache. „Aber Lehrer, Ärzte und Polizei gehören doch auch zur Infrastruktur dazu?“ frage ich, „Warum werden denen keine höheren Gehälter gezahlt?“ „Weiß ich nicht, naja die Polizisten haben es besser, deren Lohn ist stark gestiegen.“

Kein Kafee am Strand

Erstmal kein Kaffee am Strand

Östlich von Baku werden jetzt im Mai die Strände für die Saison vorbereitet. Ganze Strandzeilen werden mit Holzhütten bebaut. Dabei scheint man sich Strandstücke mieten zu können, um diese dann für die Gäste herzurichten. Der Müll der letzten Saison mischt sich zwischen den Bauarbeiten mit der angeschwemmten Plastik. Berge von PVC werden durch die schmalen Straßen zwischen den hohen Mauern der hinter dem Strand liegenden Grundstücke getrieben. Es muss noch viel entsorgt werden, bis die neue Saison beginnt.

Unser Meer soll sauber bleiben - jedenfalls an der Hafenpromenade

Unser Meer soll sauber bleiben – jedenfalls an der Hafenpromenade

Dagegen stört keine Plastikflasche das Bakuer Stadtbild. Ein Boot fährt vor der Promenade, zwei Arbeiter hängen über der Reling und sammeln Müll von der Wasseroberfläche. In der Stadt gibt es Mülltrennung. Ich muss mich fast überwinden, um den nächsten Zigarettenstummel mit meinen Schuhen auszutreten und liegenzulassen. Junge Männer sitzen in geschneiderten Jeans hinter dem Lenkrad ihrer deutschen Luxuskarossen mit V-förmig angeordnetem Motor. Unser Gastgeber sagt: „Das sind die Söhne der Minister und der Freunde der Minister.“. Er grinst dabei. Dann setzen wir uns in seinen sechs Jahre alten Hyundai und fahren 20 Kilometer raus aus der Stadt zu seinem riesigen Eigenheim.

Warum Baku?

Wozu Baku?

Die zweite Etage gehört uns. Es gibt kostenlos viel zu hochprozentigen Samagon, hergestellt aus den Weinreben, die den Garten überdachen. Hier kann man zwei Tage Ferien machen, das „Magasin“ bietet die nötigsten Lebensmittel, keine Importware. Einen Opa treffen wir regelmäßig auf der Dorfstraße. Er sitzt auf einem Pferdewagen und grüßt uns lachend. Da es kein Pferd gibt, hat er eine in der Türkei sehr verbreitete Erfindung davor gespannt: Ein Rad, ein Lenker und ein kleiner Motor dazwischen. Der Umstieg ist bestimmt nicht schwer gefallen. Warum sollte ich bei unserem kurzen Aufenthalt in Aserbaidschan hier weg wollen?

Irgendwann wird er wieder fahren, auch ohne Maßanzug hinter dem Lenkrad.

Irgendwann wird er wieder fahren, auch ohne Maßanzug hinter dem Lenkrad.

Das piefige Baku kann ruhig die Morgenstunden vor dem Schminkspiegel verbringen, deshalb muss ich es mir nicht nochmal ansehen wollen.

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=874 1
Stalins Staub http://www.hntrlnd.de/?p=804 http://www.hntrlnd.de/?p=804#comments Fri, 16 May 2014 13:31:45 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=804 Die Hütte der Geburt wetterfest übermauert

Die Hütte der Geburt wetterfest übermauert

Gori liegt ca. 100 Kilometer westlich von Tbilisi und hat seine Bekanntheit dadurch erreicht, dass hier Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili am 16. Dezember 1878 geboren wurde. Abgesehen davon entschieden sich 2008 im Kaukasuskrieg hier die Russen zum Rückzug. Das Stalinmuseum gibt es immer noch, also müssen wir es besuchen. Die Eingangshalle ist voll, unerwartet dicht drängen sich Touristen, beschauen Ecken und Teppiche und fotografieren erste Stalin-Büsten. Auffallend alt ist die Gruppe, gut gekleidet im weltweit als Uniform anerkannten Touristen-Alltagsdress.

Schon in der Eingangshalle erste Gruppenfotos

Schon in der Eingangshalle erste Gruppenfotos

Wir kaufen Karten und werden informiert, dass wir uns dem englischsprachigen Rundgang der Gruppe anschließen dürfen. Eine korpulente Frau in den Fünfzigern in Stützstrumpfhosen, Fleecejacke und blauem Rock beginnt, mit einem Zeigestock die Wände und Devotionalien jedes Raumes abzugehen, verfolgt und belauscht von unserer Gruppe, deren Altersdurchschnitt durch zwei deutsche Rumtreiber signifikant gesenkt wird. Während des Rundgangs erläutert sie Ausstellungsstücke; die Räume beschreiben chronologisch Josef Stalins Werdegang.

Gleichförmig wie von Schallplatte, aufmerksame Zuhörer

Gleichförmig wie von Schallplatte, aufmerksame Zuhörer

Ihre Sätze scheinen eingepaukt wie eine lange Ballade. Ein Gedicht, von dem sie seit Jahren mit keiner Silbe abweicht. Wie das Museum selbst scheint auch sie mit ihren  Informationen in der Zeit stehengeblieben zu sein. Falls sie jemals Spaß daran gehabt hat, dieses Museum zu erklären, so ist ihr dieser vor langer Zeit verloren gegangen. Also stochert sie mit dem Zeigestock an den Wänden entlang und erzählt die Geschichte monoton, inhaltlich konform mit dem Neostalinismus der Breschnew- Ära. Die Augen der Rentnergruppe verfolgen dabei den Stock minutiös, selten traut sich jemand, den Fotoapparat in die Hand zu nehmen und etwas Verstaubtes festzuhalten.

Stalin und Nagellack

Stalin und Nagellack

Jeder Raum wird von einer Aufpasserin bewacht, deren Darstellung von Desinteresse sich nicht nur darauf beschränkt, aus dem Fenster zu schauen. Allen Museumsmitarbeitern steht auf die Stirn geschrieben: „Was interessiert ihr euch denn für diese unaufgeklärte und uninteressante Unkultstätte?“
Mich fasziniert unsere Gruppe. Wir bekommen heraus, dass sie US-Amerikaner sind, einige Kanadier sind auch darunter. Manche sehen aus, als würden sie sich noch hier im Museum für ein Ableben entscheiden wollen. Teilweise tief gebückt steigen sie die Treppen auf und ab. Eine Teilnehmerin lässt es sich aber nicht nehmen auf die Knie zu gehen um sich irgendeinen Nerzmantel am Saum zu betrachten. Kurz bevor ich mich dazu entscheiden kann ihr aufzuhelfen, stützt sie sich in einer Meidbewegung selbst wieder in die Senkrechte.

Ist das wirklich ein echter Nerz?

Ist das wirklich ein echter Nerz?

„So, we go to the next room.“ sagt unsere Kursleiterin, wenn sie das Gedicht eines Raumes abgeschlossen hat und ich vermute den Schimmer eines ehrlichen Lächelns. Ich glaube, ich kann ihre Gedanken lesen: „Zum Glück wieder eine Strophe geschafft“.
Stalin in jung, Stalin als Revolutionär (keine Erwähnung der Banküberfälle u.ä.), Gemälde von der Flucht aus einer der Gefangenschaften, heroisch am Hang in die Ferne schauend, um ihn herum die Jünger, die zu ihm aufschauen, Stalin vor einem GAZ, einen Scheibenwischer inspizierend (kein Bild von den ersten Limousinen, die noch aus Europa teuer importiert wurden), Stalins Familie (keine Erwähnung des ermordeten Teils, das Nicht-Austauschen seines Sohnes in Kriegsgefangenschaft wird als revolutionär heldenhaft beschrieben; keine Erwähnung, dass ihm der ältere Sohn egal war), Stalin beim Popeln (nur ein kurzer Aufmerksamkeitstest).

Stalins Totenmaske

Stalins Totenmaske

Kaum etwas über Stalin im Krieg – wie auch, die meiste Zeit war er ja bockig, weil sein Idol Hitler ihm den Krieg erklärt hatte, nichts über Zwangskollektivierung und Deportationen, abgesehen von folgenden Satz: „Es ist in der revolutionären Zeit viel falsch gelaufen, aber erst unter Stalin gab es Industrialisierung und Fortschritt.“ Als wir das Museum verlassen und unsere Leiterin die Tür zum überbauten Geburtshaus Stalins aufschließt, damit wir eine Kammer mit zwei Stühlen und einem Tisch ansehen können, sagt eine Touristenoma, so hätte sie sich immer eine sozialistische Museumsführung vorgestellt. Zum Schluss noch die Begehung des Wagons, mit dem Stalin durch die Lande fuhr. Abgesehen von einer Oma kraxeln alle die steilen Stufen hoch. „Ach, das ist die Küche.“ „Ich habe gehört, er hatte einen Vorkoster.“ „Und schau mal hier, das Badezimmer.“

Stalins Klo

Stalins Klo

Endlich sind wir aus dem Wagon raus, die Tour ist geschafft, ein halbstarker Gorianer testet seine Skateboardkünste zwischen unserer Rentnergruppe, ich glaube, er will provozieren.
Gori ist eine der Städte, aus welcher wohl jeder Einwohner raus möchte. Das Rathaus wurde von deutschen Zwangsarbeitern Ende der fünfziger Jahre gebaut. Wegen der Glaskuppel nennen es die Einwohner „Reichstag“. Der Bahnhof besteht aus einer Eingangshalle mit zerbrochenen Fensterscheiben und Staubpatina. Eine sozialistische Spiel- und Sportstätte rostet vor sich hin. Industrie am Rand der Stadt besteht wie in ganz Georgien aus Ruinen. Der Fußballtrainer lässt seine zwölfjährigen Spieler schnellstmöglich eine hohe Betonstufe hoch und runter springen. Dazwischen wird Rasen gemäht und Bäume werden beschnitten. Es gibt sehr gutes Schawarma. In den Vorgärten wird, wie fast überall, Gemüse angepflanzt. Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, bis unser Zug nach Batumi fährt und schlagen die Zeit tot. Dann besuchen wir das “Read Cafe”. Aber dazu mehr in der nächsten Folge.
Bahnhofshalle Shopping Mall am Bahnhof Bahnhofskiosk Früchte auf dem Dach Bauarbeit "Reichstag" Zweie bei Stalin Die Stadt aus der Sicht der Burgruine Rostiger Spaß Starkstrom nach Nirgendwo vergessene Schönheit Zug nach Batumi

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=804 2
Eine unverarbeitete Geschichte http://www.hntrlnd.de/?p=760 http://www.hntrlnd.de/?p=760#comments Mon, 12 May 2014 06:26:01 +0000 http://www.hntrlnd.de/?p=760 Blick hoch zum Konferenzgebäude des Genozide Museums

Blick hoch zum Konferenzgebäude des Genozid Museums

Wie soll man den Mord an zwei Millionen Menschen begreifen können? Wie soll man nachvollziehen, was solch eine Tragödie bei Verwandten, Bekannten, Überlebenden ausgelöst hat? Wie kann man diese Geschichte kurz und zusammenfassend erläutern, wenn sie eben nicht nur mit der Leugnung durch die Türken und dem Gedächtnis der Armenier zu tun hat, sondern auch mit den damaligen weltweiten politischen Verstrickungen, in deren Konsequenz das Töten von über zwei Millionen Armeniern, Assyrern und Griechen als Kollateralschaden hingenommen wurde? Da ich selbst zu einem Tätervolk gehöre, das auch auf Grundlage und mit den Erfahrungen und Berichten dieses Genozids seine noch brutalere und bedingungslosere Vernichtung von Leben veranstaltete, darf ich dann diesen thematischen Einstieg zum Vernichtungsplan der Jungtürken vor 99 Jahren schreiben?
Mir bleibt nichts übrig, als zu schreiben, ohne eine der Fragen beantworten zu können:

Eingangsbereich

Eingangsbereich

Ende des 19. Jahrhunderts war das Osmanische Reich politisch und wirtschaftlich völlig rückständig im Vergleich zum industrialisierten und sich langsam demokratisierenden Europa. Besonders dem aufkeimenden europäischen Nationalismus hatte das Riesenreich kaum etwas entgegenzusetzen. Bereits ab 1850 gab es Ansätze, den Staat neu zu konsolidieren. Im theokratischen System begann eine Säkularisierung, die besonders in wirtschaftlich- technischer Hinsicht Früchte trug. Hochverschuldet in Europa und auf dessen technische Unterstützung angewiesen, gab es aber kaum eine staatliche Souveränität. Der 1876 ins Amt gehobene Sultan Abd-ul Hamid forderte von Armee, Brigaden und Spionen das sofortige Eingreifen bei Aufständen. In vielen Provinzen gab es in der Folge erste blutige Progrome, bevorzugt an den Armeniern. Meist aber nicht infolge von wirklichen Aufständen, stattdessen wurden diese von lokalen Machthabern vorgegaukelt, um sich besser stellen zu können oder um sich zu bereichern. Es gibt zahlreiche Berichte über die Auslöschung ganzer Stadtteile, aber nur spärliche von Aufständen oder Unruhen. Das armenische kulturelle Erbe ist bis heute höflich, leise und gewaltlos. Bereits bis zur Jahrhundertwende starben durch die Gewaltanwendung türkischer Beamter 300.000 Armenier. Bereits 1902 veröffentlichten der Sozialdemokrat Eduard Bernstein und der Pfarrer Otto Umfried das Buch „Armenien, die Türkei und die Pflichten Europas“. Europa kannte also die bereits geschehene Gräuel, Abd-ul Hamid hält sich jedoch nur in der verkitschten europäischen Erinnerung als der grausame Herrscher im Orient, seine Unfähigkeit, das Reich zusammenzuhalten und zu reformieren, führen zu seiner Absetzung 1909.

"Mutter erhebt sich aus der Asche" - Statue zur Erinnerung an jene, die im Genozid 1915 umkamen, ihn überlebten und vor ihm flüchteten. (2001)

“Mutter erhebt sich aus der Asche” – Statue zur Erinnerung an jene, die im Genozid 1915 umkamen, ihn überlebten und vor ihm flüchteten. (2001)

Die Armenier schweben in dieser Zeit zwischen dem Protektorat des russischen Zarenreichs und den Ausschreitungen des osmanischen Staates, ohne feste Grenzen bei ihrem heiligen Berg Ararat, der allein in die Höhe ragt und auf dessen Gipfel Noahs Arche aufgelaufen sein soll. Ansonsten führen sie ein assimiliertes Leben in türkischen Städten, bestimmt schon auseinandergesetzt mit dem inzwischen aus Europa importierten Rassismus. Die bis dahin von Hamid unterdrückte jungtürkische Bewegung konsolidiert sich als neue Führung des osmanischen Reiches.
Eine erste Amtshandlung der Jungtürken besteht in der Ausrottung der streunenden und friedlichen Hunde in Istanbul. Der Vorschlag eines französchen Wissenschaftlers, sie in Gaskammern zu töten, wird nicht umgesetzt. Stattdessen werden sie eingefangen und auf einer kleinen Insel ausgesetzt, auf welcher sie jämmerlich verhungern.
Gleichzeitig werden in Adana, Kessab, Latakia, Bazit und Antiochia tausende Armenier getötet und in den Fluss geworfen. Seeleute eines französischen Kreuzers berichten: „An der Küste sieht man nun schon, daß sie auf dem Wasser treiben, weil die Strömungen sie herantragen, und auf den europäischen Kriegsschiffen kann man beobachten, wie sie langsam, verstümmelt und aufgebläht, am Bug vorbeiziehen …“
Während Leo Trotzki anfangs die jungtürkische Bewegung als revolutionäre Kraft einschätzte, hatte er wohl schnell feststellen müssen, dass mit dem Import des in Europa stark verbreiteten rassistischen Gedankenguts die Morde des abgewirtschafteten Osmanischen Reiches sich wiederholten.
Drei Männer aus der jungtürkischen Bewegung hatten 1914 die absolute Macht im Osmanischen Reich. Der Innenminister Talaat Pascha, der Kriegsminister Enver Pascha und der Marineminister Dschemal Pascha. Sie nannten sich „Komitee für Einheit und Fortschritt“. Der Panturanismus setzte sich unter ihnen schnell als Ideologie durch. Der Rassismus, auf Blut und Boden für die Türken begründet, erstickte viele liberale und revolutionäre Hoffnungen. Gleichzeitig ist es die Geburt der Türkei. Der erste Weltkrieg beginnt und das Deutsche Kaiserreich pflegt beste Beziehungen und Bündnisse mit dem neuen Land. Während ganz Europa mit seinem Stellungskrieg beschäftigt ist, wird der Genozid vorbereit, den die Türkei bis heute verleugnet. Im ersten Schritt werden armenische Kulturschaffende, Geschäftsleute, Ärzte, Journalisten und Beamte verhaftet und umgebracht.

Die ewige Flamme

Die ewige Flamme

Der amerikanische Botschafter Henry Morgenthau konsultierte Innenminister Talaat Pascha und sprach ihn auf die Armenier an. „Warum interessieren Sie sich für die Armenier?” fragte dieser. „Sie sind doch Jude, und diese Leute sind Christen.” Die rassistische, menschenverachtende Argumentation gehörte bereits unverblümt zur Staatsräson.
Es wurde die Spezialorganisation „Teskilat-i-Mahsusa“ gegründet, welche sich großteils aus Häftlingen rekrutierte, die sich mit der Entlassung verpflichteten, jedem Befehl zu folgen, dafür aber straffrei ihre befohlenen Taten begehen konnten.
Der Genozid beginnt und es werden Informationen verlangt: „Wurden die gefährlichen Elemente massakriert oder lediglich aus den Städten vertrieben und deportiert? Teile es mir klar und deutlich mit, mein Bruder!” erkundigte sich Doktor Behaeddin Schakir Bey, Absolvent der Kaiserlichen Medizinischen Fakultät und nun Sonderbeauftragter in Sachen Armenien. Ab dem 24. April 1915 gibt es kein Halten mehr. Die Berichte von ausländischen Beobachtern zeigen, wie ungläubig und abgestoßen sie den Morden zusehen. Nach der Ermordung der armenischen Elite werden die armenischen Männer, meist Zwangsarbeiter in der Armee, ermordet. Es gibt Übergriffe in allen Ecken des Landes, Leichenberge. Übrige armenische Männer, Frauen und Kinder werden auf Gewaltmärsche durch das Land geschickt, von Klippen gestürzt, in Höhlen getrieben und ausgeräuchert, auf Schiffe getrieben und versenkt. Innerhalb kürzester Zeit sind weitere 1,5 Millionen Armenier tot. Der neutürkische Rassismus hat eine gesamte Kultur und seine Menschen so gut wie ausgerottet. Die Welt hielt sich aus dem Genozid raus, zu stark waren die Bestrebungen, selbst Anteil am Aufbau und am Profit der Türkei zu haben. Russlands Protektorat gab es nur noch auf dem Papier. Für die Verteidigung der bolschewistischen Revolution wurde das Militär aus dem unter seinem Schutz stehende Armenien abgezogen.

Blick von den Cascaden auf Yerevan

Blick von den Cascaden auf Yerevan

Im nächsten Jahr begeht Armenien den 100. Jahrestag der Gräueltaten. Das Land musste hart bezahlen für die Machtspiele einer Welt, an denen es selbst nie teilnahm. Es wäre angemessen, wenn auch kaum vorstellbar, dass die türkische Regierung als Zeichen der Erkenntnis und Reue diesen Jahrestag mitbegeht. Deutschlands Geschichte fußt auf einer unvorstellbaren Menge Blut, dass die Welt hat fließen lassen müssen. Die Gräueltaten Nazideutschlands haben andere und unvergleichbare Dimensionen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass wir uns dieser Schuld nicht bewusst bleiben. In seiner Obersalzbergrede vor der Wehrmacht nutzte Adolf Hitler explizit den Genozid als Argument für das strategische Töten, welches unter seinem Befehl in den folgenden Jahren Europa heimgesucht hat: „So habe ich, einstweilen nur im Osten, meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidslos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Nur so gewinnen wir den Lebensraum, den wir brauchen. Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?“
Ich wünsche Armenien einen weiteren, unblutigen und erfolgreichen Gang in der Welt und freue mich, wenn es sich seine freimütige und freundliche Gesellschaft erhält, die ich fünf Tage lang erleben durfte.

Vielen Dank an Adam J. Sacks, den wir im Hostel in Yerevan trafen. Er hielt im Genozid Museum in Yerevan Vorträge und diktierte mir an einem Abend derart viele Quellen, Namen und Zusammenhänge, dass sie für ein kleines Buch reichen würden. Bestimmt wird mein kleiner Artikel nicht seinem Wunsch nach einer wirklich ausführlichen Information über die Gräuel gerecht.

Links:
www.genocide-museum.am/eng/
www.genocide-museum.am/eng/conference-2014.php
de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_an_den_Armeniern

]]>
http://www.hntrlnd.de/?feed=rss2&p=760 2